Die UN-Behindertenrechtskonvention sichert als erstes universelles Rechtsinstrument die Menschenrechte behinderter Menschen, und bezieht ihre Lebenssituation ein. Die UN-Konvention legt ausdrücklich fest: Gesellschaftliche Teilhabe ist ein Menschenrecht. Menschen mit Behinderungen sollen nicht länger benachteiligt werden, sondern als vollwertige Bürger anerkannt werden.
Mit der Leitlinie „Design für Alle“ (Design for All) gibt es heute ein modernes Konzept für die Planung und Gestaltung von Freiräumen, Räumen. Produkten, Dienstleistungen und Infrastrukturen, die allen Menschen deren Nutzung ohne individuelle Anpassung oder besondere Assistenz zu ermöglichen. Die technischen Anforderungen heißen u.a. Barrierefreiheit, aber auch „Zwei-Sinne-Prinzip“, um Information und Orientierung vermitteln zu können.
Bei der Gestaltung von Gärten ist dies eine besondere gestalterische Herausforderung: denn Menschen mit Behinderungen, insbesondere Blinde und sehbeeinträchtigte Menschen, von öffentlichen Angeboten und Einrichtungen wie beispielsweise Parkanlagen allein aufgrund baulicher Gegebenheiten und fehlenden Informationsangeboten ausgeschlossen.
Leit- und Orientierungssystem für Blinde und sehbeeinträchtige Menschen
„Design für Alle“ ist auch in den Landhausgarten Dr. Fraenkel eingezogen.
Das Spandauer Straßen- und Grünflächenamt hat in Zusammenarbeit mit dem Projekt Spandau Inklusiv, dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein gegr. 1874 Berlin e.V. (ABSV) und dem bezirklichen Beirat für Menschen mit Behinderungen ein Leit- und Orientierungssystem für Blinde und sehbeeinträchtige Menschen konzipiert und installiert.
Zentrale Element ist ein Lageplan, auf dem sämtliche Barrieren wie abwärts führende Treppen, die beispielsweise Rollstuhlfahrern die Routenwahl bei einer Besichtigung der Parkanlage erschweren, gekennzeichnet sind. Der Lageplan ist taktil gestaltet, kann also durch erhabene Symbole, Buchstaben und Braille-Schrift auch von Blinden und sehbeeinträchtigten Menschen gelesen werden.
Zehn Sehenswürdigkeiten im Landhausgarten Dr. Fraenkel sind damit für alle Menschen informativ zugänglich und erlebbar. Leitlinie zwischen den Wegen und dem Grün kann von Blinden und Sehbeeinträchtigten mit dem Langstock ertastet werden und vermittelt direkte Orientierung.
Analog, taktil, digital und akustisch
An jeder der zehn Stationen des Leitsystems können mit einem Smartphone über QR-Code historische und gärtnersiche Hintergrundinformationen abgerufen werden. Blinde und sehbeeinträchtigte Menschen profitieren hier von der Vorlesefunktion ihres Smartphones.
Der Landhausgarten Dr. Fraenkel wird damit zu einem Ausflugsziel und beispielhaften Projekt.
Frank Bewig, Bezirksstadtrat für Bauen, Planen und Gesundheit führte dazu aus:
„Durch die Zusammenarbeit des Bezirksamtes mit dem ABSV ist ein vertrauensvolles Verhältnis entstanden, das sich bei zukünftigen Projekten, bei denen es auch um die Belange von Menschen mit Behinderungen, Blinden und sehbeeinträchtigten Menschen geht, sicher als großer Vorteil erweisen wird. Ich danke meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie allen Beteiligten ausdrücklich für die hervorragende Arbeit und wünsche mir, dass Projekte wie dieses, die nicht nur im Sinne der Inklusion wichtig sind, sondern auch eine Vorbildfunktion haben, in Zukunft auch an anderen Orten Schule machen!“