Dienstag, 23. April 2024
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Alt-Erle abgebrannt und gefällt

Baumstumpf am Flußufer

„Vandalismus statt Naturschutz“ – so lautet die Überschrift der Pressemitteilung des Bezirksamts Spandau vom 17.08.2020, mit der eine tiefe Verärgerung über die mutwillige Zerstörung eines geschützten Landschaftselements ausgedrückt wird:

„Diverse Umfragen bestätigen es: die Berlinerinnen und Berliner lieben ihre „grüne Stadt“, schätzen die diversen Möglichkeiten zur Naherholung in und an den vielseitigen Gebieten nicht nur in Zeiten von Corona sehr und bekennen sich lautstark zu Baumschutz, Zitadellen-Fledermäusen, Vogelfütterung und Nistkastenbau. Gerne lässt man sich die Themen des Naturschutzes erklären, doch haben wirklich alle zugehört?“

„100 Jahre stand die stattliche Alt-Erle an der Kleinen Badewiese am Ufer der Havel in Spandau. Seit 2018 war sie abgestorben, doch auch in diesem Zustand bot der Baum einer Vielzahl von Tieren wie Vögel, Käfer und Insekten sowie Pilzen einen wertvollen Lebensraum. Um die Erle als Biotopbaum zu erhalten, baute das Straßen- und Grünflächenamt in Abstimmung mit dem Umwelt- und Naturschutzamt einen Zaun: dadurch war auch weiterhin die Sicherheit für die Badegäste gegeben. Welch schönes Nebeneinander von Freizeitnutzung und Naturschutz angesichts der Klagen über das rapide voranschreitende Artensterben.“

„Leider musste das Bezirksamt jedoch feststellen, dass der Baum am vergangenen Wochenende illegal gefällt wurde. Zudem wies der Torso Brandspuren auf. Offensichtlich meinte sich jemand berufen zu fühlen, die Badestelle „aufräumen“ zu müssen. Anhand der Art, wie der Baum gefällt wurde, sind sich die Expertinnen und Experten sicher, dass hier kein Profi Hand angelegt hat, sondern ein eindeutiger Vandalismusschaden vorliegt. Ob sich der Verursacher darüber im Klaren ist, dass er eine kostspielige Ordnungswidrigkeit begangen hat? Dass in der Natur auch die Vergänglichkeit ihren Platz hat, auch wenn sie nicht so plakativ daherkommt, wie ein Baum in Topform? Dass Natur niemals aufgeräumt ist, sondern viele Facetten hat?“

„Für den Naturschutz ist es ein Rückschlag, da das sogenannte stehende Totholz wichtiger Baustein im Ökosystem einer Fläche ist und gerade an der Kleinen Badewiese äußerst lebendig repräsentierte wie das so geht – das Nebeneinander von Mensch und Natur. Mit entsprechendem Unverständnis und Widerstand reagierte man jetzt auch seitens der beiden Fachämter und wird sich Gegenmaßnahmen überlegen, um die Qualität für die Fläche wiederherzustellen. Der Stamm bleibt vorläufig wo er ist und auch der Zaun wird erhalten.“


Update: Vandalismus statt Naturschutz
Pressemitteilung vom 19.08.2020

Neue Informationen liegen vor! Fällung der Erle erfolgte während eines Feuer-wehreinsatz, nachdem der Baum im Vollbrand stand.

„Ein Vandalismusschaden ist es immer noch, doch langsam aber sicher kommt ein wenig Licht ins Dunkel:

Nach neuesten Informationen handelt es sich bei der Fällung des Baumes um einen Einsatz der Berliner Feuerwehr. Sie wurde am 07.08.2020 gegen 00.45 Uhr zur Kleinen Badewiese gerufen. Zu diesem Zeitpunkt brannte der Baum im Inneren und um ihn vollständig löschen zu können und ein Übergreifen der Flammen auf die übrige Fläche zu verhindern wurde er schließlich gefällt. Auch hatte man sich Sorgen über die verbliebene Standsicherheit gemacht.

Da die Polizei nicht an der Einsatzstelle war, hat diese Information der Feuerwehr die Fachämter im Bezirk erst mit Verzögerung erreicht. Das Umwelt- und Naturschutzamt bedankt sich ausdrücklich für die Weiterleitung der Meldung, bleibt aber bei seiner Einschätzung der ökologischen Konsequenzen für die Qualität der Fläche.

Für den Naturschutz ist es mit oder ohne Brandgeschehen ein Rückschlag, da das sogenannte stehende Totholz wichtiger Baustein im Ökosystem einer Fläche ist und gerade an der Kleinen Badewiese äußerst lebendig repräsentierte wie das so geht – das Nebeneinander von Mensch und Natur. Mit entsprechendem Unverständnis und Widerstand reagierte man jetzt auch seitens der beiden Fachämter und wird sich Gegenmaßnahmen überlegen, um die Qualität für die Fläche wiederherzustellen. Der Stamm bleibt vorläufig wo er ist und auch der Zaun wird erhalten.“

Die Pressemitteilungen wurde ohne namentliche Verfasserangaben veröffentlicht.