Freitag, 29. März 2024
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Zukunftsbäume für die Stadt

Baumschule

Von Michael Springer

Aktuell ist in Berlin Pflanzsaison! In allen zwölf Bezirken werden Bäume, Gehölze und auch Stauden nachgepflanzt. In Spandau gab es am letzten Samstag eine Aktion, in der 500 Gehölze gepflanzt wurden. Darunter waren auch einige Bäume, wie Bezirksverordneter Uwe Ziesak (SPD) telefonisch bestätigte, der an der Aktion teilnahm. Bezirksstadtrat Frank Bewig (CDU) legte sich auch ins Zeug, und zeigte sich auf dem Pressefoto zusammen mit Dr. Habil, Hartmut Balder, Professor für Phytopathologie und Pflanzenschutz im urbanen Bereich an der Beuth Hochschule für Technik Berlin beim Beschneiden eines „leichten Strauches“.

Die letzten drei Dürrejahre und mehrere Herbststürme haben in Berlin zum Verlust tausender Bäume und Gehölze geführt. Der Klimawandel führt zum Klimastreß: viele bisher gängige Baumarten leiden immer stärker unter Hitzestress und Dürre. Länger anhaltende Hitzeperioden, stark verdichteter Boden, Starkregenereignisse, mangelnder Wurzelraum, aber auch Krankheiten und Schädlinge führen dazu, dass sich Bäume in der Stadt an ihrem Standort nicht immer optimal entwickeln können.

Gefragt sind künftig andere Baumarten, die aus wärmeren Klimazonen stammen können. Sie zeichnen sich durch hohe Trockenstresstoleranz und Hitzeresistenz aus, müssen in Berlin aber auch Frosthärte und insgesamt eine geringe Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten aufweisen.

Die ständige Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK e.V. ) befasst sich seit jeher mit der Auswahl geeigneter Straßenbäume. Die Straßenbaumliste ist inzwischen als Online-Anwendung verfügbar. Sie weist inzwischen 178 Baumsorten als taugliche Straßenbäume aus.

Zukunfts­bäume für die Stadt

Baumarten, die erwarteten Klimaveränderungen standhalten, werden neuerdings auch als „Zukunftsbäume“ bezeichnet. Die Baumschulen im Bund deutscher Baumschulen (BdB) kultivieren solche Baumarten, die sehr gut an die Herausforderungen der Zukunft angepasst sind. Dabei arbeiten die Baumschulen auch eng mit der Forschung zusammen, die Umweltdaten und Umweltveränderungen mißt.
Aktuell hat der BdB eine Broschüre„ Zukunfts­bäume für die Stadt“ herausgegeben, die eine Auswahl von 65 stadtklimaverträglichen Baumarten aus der GALK-Straßenbaumliste zeigt.

Bäume oder Gehölz — Erkennen Sie Qualität

Baumschulen haben ein großes Erfahrungswissen gesammelt und ziehen Bäume und Gehölze nach bewährten Qualitätsmaßstäben auf. Wegen der großen botanischen Vielfalt sind praxisbezogene und verständliche Regelungen mit den „Gütebestimmungen für Baumschulpflanzen“ der FLL (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung, Landschaftsbau e.V.) als Regelwerk geschaffen worden.
Sie beschreiben Mindestqualitätsanforderungen und sind allgemein anerkannt. Als Bestandteil vieler Vorschriften im Garten- und Landschaftsbau dienen sie in erster Linie auch zur Planung, Pflanzauswahl und dienen bei der Gehölzabnahme und –beurteilung als Orientierung.

Der BdB hat die Qualitätsbestimmungen für Bäume in übersichtlicher Weise im Internet zusammengestellt. Bäume sind deutlich in (meist einen) Stamm und Krone gegliedert.

Aufgereiht zur Pflanzung: Jungbäume mit Drahtballen - Foto: © Michael Springer
Aufgereiht zur Pflanzung: Jungbäume mit Drahtballen – Foto: © Michael Springer

Übersicht über alle Gehölzarten

Man unterscheidet: (in Klammern die gängigen Abkürzungen)

  • Hochstämme (H)
    gerader Stamm mit entwickelter Krone, 3 x verpflanzt
    Größensortierung für H erfolgt nach Stammumfang in cm, gemessen in 1 m Höhe: 10/12, 12/14, 14/16, 16/18, 18/20 
  • leichte Hochstämme (lH) 2 x verpflanzt 
  • Stammbüsche (Stbu)
    Der Stamm (Mindestumfang 10 cm) ist auf ganzer Länge reichlich mit Ästen und Zweigen besetzt. Sie eignen sich für Einzelstellung. Die Höhe beträgt mindestens 250 cm; Höhensortierung wie bei Hochstämmen; Stammumfang mindesten 10 cm
  • Heister (Hei)
    Sie eignen sich für Massenpflanzungen und tragen ebenfalls Seitenholz. 
    Altersmäßig jünger als Stbu mit einem Stammdurchmesser unter 10 cm.
    Sie wurden in weitem Stand (w) angezogen, sind mindestens zweimal verpflanzt (2 x v). Sortiert werden nach Höhe vom Erdboden:: 100/125, 125/150, 150/175, 175/200, dann 50 cm Stufung bis 400 cm.
  • Solitärbäume (Sol)
    mindestens 3 x verpflanzt und aus weitem Stand
  • Hochstämme oder Stammbüsche, auch mehrstämmig
    Sie werden nach Gesamthöhe, Kronenbreite und Stammumfang gehandelt.
    Der Stammumfang von mehrstämmigen Stbu ergibt sich aus der Summe der Einzelstamm-Umfänge. Die Anzahl der Grundstämme (Gst) wird angegeben
  • Nadelbäume
    müssen vom Boden an voll verzweigt sein. Durchgehender Stamm sofern dies der natürlichen Wuchsform entspricht.
    Sortentypische Benadelung und Färbung; Ballen sind vorgeschrieben;
    Solitär-Nadelgehölze werden mit Breitenangaben in cm verkauft:
    40/60, 60/80, 80/100, 100/125, 125/150, 150/200, 200/250, 250/300
  • Strauchgehölze
    Holzgewächse mit Erneuerungsknospen an den oberirdischen Zweigen.
    Das Höhenwachstum reicht kaum über 5m hinaus., weil im Gegensatz zu Bäumen vor allem das Basiswachstum gefördert ist, d.h. am Grund der Sträucher erscheinen jährlich neue Triebe. Je nach Art ist Basiswachstum bzw. Spitzenförderung stärker ausgeprägt. Darauf soll beim Schnitt Rücksicht genommen werden.
  • Leichte Sträucher (lStr)
    2-3 gut entwickelte Basistriebe; Sortierung in cm: 25/40, 40/70, 70/90
  • Verpflanzte Sträucher (vStr)
    mindestens 1 x verpflanzt; Sortierung nach Mindestriebzahl und Höhe z.B. vStr 4 Tr, 60-100; Gezählt werden nur Triebe, die die erforderliche Mindesthöhe haben. Immergrüne Sträucher müssen mit Ballen geliefert werden. Diese sind meist mehrmals verpflanzt, um ein sortentypisches Wachstum zu erreichen.
  • Solitärsträucher (Sol)
    3 x verpflanzt (das 3. mal mit extra weitem Stand); werden grundsätzlich mit Ballen geliefert; Sortierung 60/80, 80/100, 100/125, 125/150
    danach mit 25 cm-Schritten und Breitenangabe
  • Heckensträucher (He)
    müssen von unten an verzweigt sein
  • Bodendecker
    müssen während der Anzucht mindestens 1 x zurückgeschnitten worden sein, um eine dichte Verzweigung zu erreichen. Mindestens 2/3 des angegebenen Durchmessers muß mit Zweigen bedeckt sein.

Eine Pflanzenliste der 500 gepflanzten Gehölze, einschließlich der Zahl der Jungbäume, wurde nicht veröffentlicht, obwohl das sehr gut zur Umweltbildung und zu Umweltkompetenzen beitragen kann.