Samstag, 05. Oktober 2024
Home > Aktuell > Hitzeresistenz & Schwammstadt im Konflikt: wassersensible Grünplanung wird gefordert!

Hitzeresistenz & Schwammstadt im Konflikt: wassersensible Grünplanung wird gefordert!

Baumwurzeln & Stauwasser

Von Michael Springer

Die Klimaveränderungen bringen mehr Hitze, Dürreperioden — sogar Dürrejahre. Die Stadtbäume in Berlin sind davon besonders betroffen. Viele Bäume haben ihre Wurzelwerke in den letzten Dürrejahren verloren. Manche Bäume fallen sogar urplötzlich um. Der langfristige Trend: mehr Trockenheitstoleranz und Hitzeresistenz ist bei der Pflanzenauswhl notwendig geworden.
Mit der Liste der Zukunftsbäume haben die Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz (GALK e.V.) und der Bund deutscher Baumschulen (BdB) wichtige Empfehlungen für die Pflanzenauswahl erarbeitet.

Doch die andere Seite des Klimawandels mahnt auch: Temperatur-Rekorde, warme Weltmeere und Warmluftströme sorgen für eine Veränderung der Atmosphäre und des Jetstreams. Meerwasser und immer mehr Wasser verdunstet, und regnet dann weltweit oder regional mit Starkregenfällen wieder ab.

Die Erdatmosphäre wird nicht nur wärmer, sondern speichert auch mehr Wasserdampf. Der Wasserdampf trägt selbst rund 60 Prozent zum Treibhauseffekt auf der Erde bei. Verheerende Regenfälle sind die Folge, wobei das Wort „Starkregenfälle“ inzwischen als Kategorie nicht mehr ausreicht.

Dies hat enorme Auswirkungen auf die Stadtplanung, die bereits seit Jahren zwischen Dürre und Hochwasser mit sogenannten „Schwammstadt-Konzepten“ reagiert. Regenwasser wird nicht mehr einfach abgeführt, das Primat der Stadtentwässerung wird aufgegeben. Statt dessen heißt das Zauberwort nun Retention, Regenwasser-Rückhaltung und Speicherung im Boden.
Auch Berlin wird zur Schwammstadt umgebaut, mit Mulden, Rigolen und Regenwasser-Speichern und unterirdischen Speichern in der Mischkanalisation.

Zukunfstbäume Bäume vertragen keine Staunässe

Etwas überraschend entwickelt sich eine neue Erkenntnislage: die Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK e.V.) formulierte neue Anforderungen an baumgerechte Pflanzweisen. Ein Positionspapier wurde veröffentlicht, das die essenzielle Rolle von Bäumen in unserer städtischen Umgebung und vor dem Hintergrund des sich wandelnden Klimas betont. In dem Positionspapier wird die unabdingbare Bedeutung von Grünflächen und Bäumen bei der Bewältigung von Herausforderungen wie extremer Hitze, langer Trockenperioden und zunehmendem Starkregen beschrieben. Es fordert eine umfassende Integration baumfreundlicher Pflanzmethoden in die städtische Planung, wobei das Wohlergehen der Bäume als zentrales Anliegen betrachtet werden muss.

Schlüsselaspekte ist die langjährige Gewährleistung ausreichender Wasserversorgung. Dazu werden optimale Wachstumsbedingungen für die städtischen Bäume benötigt. Bewässerung und Pflege von Bäumen und Grünflächen müssen auch die langfristige Widerstandsfähigkeit und Vitalität sicherstellen. Für Bäume an Straßenstandorten sind dabei Zeiträume von 80 und mehr Jahren zu betrachten.

Die GALK e.V. warnt: Versickerungsanlagen dürfen nicht mit den Wurzelräumen der Bäume konkurrieren. Auch dürfen nicht Staunässefolgen und Schadstoffanreicherungen eintreten.

Die Folgerung: Im Hinblick auf den wertvollen Baumbestand steht nicht die „Hydrologische Optimierung“ der Wurzelräume, sondern die grundsätzlichen Wuchsbedingungen und die Optimierung der „nutzbaren Wasserspeicherkapazität“ im Vordergrund.

Konsequenzen für die „Schwammstadt-Planung“

Landschaftsarchitekten müssen bei der Wahl der Baumstandorte und Baumarten mitreden, und die Lebens- und Wachstumsbedingungen der Bäume mitplanen. Dabei muss langfristig geplant werden: Es gilt, städtische Baumstandorte so zu gestalten, dass sie nicht nur den aktuellen Anforderungen gerecht werden, sondern auch zukünftige Herausforderungen des Klimawandels berücksichtigen.

Mit der Zusammenarbeit zwischen GALK und BdB wird ein wichtiges neues Signal gesetzt, das die tragende Rollen von Stadtbäumen beim Klimafolgenmanagement unterstreicht. Es ist ein wichtiger Beitrag, um Städte gesund und lebenswert halten.

Weitere Informationen:

Die aktualisierte Auflage des Positionspapiers mit dem Titel ‚Wassersensible Straßenraumgestaltung – Versickerungsanlagen sind keine Baumstandorte‘ ist im Internetportal der GALK zu finden: https://www.galk.de/arbeitskreise/stadtbaeume/downloads
Der Flyer kann auch in gedruckter Form bei der GALK-Geschäftsstelle oder dem BdB bezogen werden.