Von Michael Springer
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz errichtet einen Neubau in Berlin-Mitte, nahe dem Potsdamer Platz. Der Entwurf für den 240 Mio.-Euro Neubau in Holz-Hybridbauweise stammt von C.F. Møller Architects aus Århus, Dänemark.
Zu den definierten Projektzielen zählt unter anderem, die bestmögliche Zertifizierung – nämlich Gold – nach dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) zu erreichen. Dabei soll das Gebäude dem Niedrigstenergiestandard gerecht werden, wobei ein möglichst großer Anteil an Energie regenerativ vor Ort gewonnen werden soll, unter anderem über fassadenintegrierte Photovoltaik-Paneele. Zudem wird der als Projektziel definierte Lowtech-Ansatz zur Nachhaltigkeit beitragen.
Die Projektleitung hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Referat V 3 m Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA).
Auf dem bundeseigenen Grundstück zwischen Erna-Berger-Straße und Niederkirchnerstraße in Berlin- Mitte müssen dafür viele Bäume gefällt werden.
Auf rund 54.800 Quadratmetern Grundfläche entsteht ein Bau mit rund 29.600 Quadratmetern Nutzungsfläche. Planungsbeginn war im Herbst 2020 — Baubeginn ist im Frühjahr 2024, mit Fertigstellung im Frühjahr 2027.
Wie bei allen Neubauten auf Freiflächen und Grünflächen müssen die Eingriffe in Natur und Landschaft ausgeglichen werden. Die Ausgleichsmaßnahme im Stadtgebiet des Landes Berlin ist ein Gewinn für den Bezirk Spandau:
Eine Neuanpflanzung von 46 Bäumen im Grünzug des Spandauer Bullengraben wird im Rahmen der Ausgleichsmaßnahmen realsiert. Gepflanzt werden landschaftstypische Winterlinden, Ulmen und Hainbuchen, die es jedoch in der offenen Landschaft schwer haben, ein arttypisches stattliches Alter zu erreichen, denn sie werden nur maximal bis ins sechste Jahr im Sommer gewässert.
Am 14.11.2022 haben der Staatssekretär im Bundesumweltministerium (BMUV), Stefan Tidow, und der Spandauer Baustadtrat, Thorsten Schatz, den Start der Baumpflanzung Berlin begleitet.
Dazu hat das Bezirksamt Spandau ausführlich in einer sogenannten Pressemitteilung vom 14.11.2022 berichtet, die sofort allgemeinöffentlich auf berlin.de verbreitet wurde.
So konnte keine Pressenachfrage gestellt werden, als der Diplom-Politologe und Staatssekretär im Bundesumweltministerium (BMUV), Stefan Tidow faktisch völlig falsch ausführte:
„Dem Ziel der klimaneutralen Bundesverwaltung kommen wir dadurch ein Stück näher.“
Tatsächlich steigt der Umweltverbrauch des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, und der weitere Ausbau bis ins Jahr 2027 wird erheblich mehr Treibhausgase freisetzen, als jemals durch Dachbegrünungen, Fassadenbegründungen die begonnene Ausgleichspflanzung am Bullengraben gebunden werden können.
Die sogenannte „Klimaschutz-Politik“ bezieht sich offenbar nicht auf absolute Ökobilanz-Werte, sondern nur auf relative Emissionsminderungen, im Verhältnis zu bisherigen konventionellen Bauweisen.
Die aus „Politologen-Sprache“ resultierenden Glaubwürdigkeitsfragen haben nicht nur eine baupolitische Dimension, sondern stellen längst auch die gesamte bisherige internationale Klimaschutzpolitik in Frage!
Baustadtrat Thorsten Schatz freute sich über die unerwartete Baumpflanzung: „Der Standort passt, dieser Bereich im Bullengraben brauchte eine strukturelle und naturschutzfachlich notwendige Ergänzung, doch uns standen als Bezirk dafür die Mittel in diesem Maße nicht zur Verfügung. Es war eine glückliche Fügung, dass hier Eingriff und Ausgleich des BMUV so nahtlos zum Vorteil von Naturschutz und Grünflächenentwicklung im Bezirk Spandau in einander gepasst haben.“